Geschichte Neubeuerns
Das Haufendorf Altenbeuern, einst mit eigener Burg (Althaus), erscheint als „ad burones” in einer Güterbeschreibung des Hochstiftes Salzburg der Zeit 788/790 unter den zahlreichen Salzburger Eigenkirchen am tirolerisch-bayerischen Innbogen von Radfeld bei Rattenberg bis Riedering. Einst führte eine Römerstraße über die sonnige Hochterrassen von Altenbeuern. Ihre Spuren sind auch heute noch zu finden. Es ist ein langer geschichtlicher Weg von der Pfarrkirche „ad burones” bis zur Marktgemeinde Neubeuern.
Im Jahre 976 werden die Aribonen mit Güterbesitz in Altenbeuern urkundlich genannt. Das Erzstift Salzburg zog sich allmählich aus dem Herrschaftsgebiet unmittelbar östlich des Inns zurück, während es als Bistum präsent blieb. Ende des 11. Jahrhunderts stehen wir vor einer eigenartigen Erscheinung, nämlich dem starken Einfluss des Hochstifts Regensburg in unserer Gegend. Es handelt sich nicht um einzelne Grundherrschaften, sondern um ein ausgesprochenes Herrschaftsgebiet des Hochstifts, vielleicht sogar mit dem Hochgericht. Inmitten dieses Gebietes lag die Burg Altenbeuern, deren Ursprung sich im Dunkel der Vergangenheit verliert.
Ende des 12. Jahrhunderts mag dann in Anfängen die Burg Neubeuern errichtet worden sein. Der obere Markt Neubeuern entwickelte sich in Anlehnung an die Burganlage. Um 1235 übte Graf Konrad von Wasserburg für den Bischof von Regensburg die Burghut auf Neu- und Altenbeuern aus. Er baute die Burg Neubeuern zur größten Feste des Inntals aus. Der alte Palas und kleine Teile der Ringmauer verraten noch heute die hochmittelalterliche Bausubstanz.Im Schutze der Burg konnte sich der Marktflecken Neubeuern entfalten. Zur Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern trat mit der Handwerker- und Schiffersiedlung Neubeuern das bürgerliche Element in Erscheinung. Seit 1320 nannten sich die Neubeurer voller Stolz „Bürger”. Die Gunst der natürlichen Lage am Inn, eine Überfuhr und zwei Lenden haben den Markt zu einem überregionalen Handelsplatz gemacht. Unter den Thurnern zu Neubeuern und den Preysing zu Hohenaschau betrieben einzelne Schiffmeisterfamilien einen schwunghaften Inn-Fernhandel. Die Ausfuhr von Beurer Mühl- und Schleifsteinen erreichte bisweilen beachtliche Dimensionen. Erst im 19. Jahrhundert erlahmte die wirtschaftliche Blüte des Ortes.
Die Gründung des Landschulheimes Neubeuern und der einsetzende Fremdenverkehr machten den Markt Neubeuern als Bilderbuchort bekannt. Das Schloss Neubeuern unter Baronin Julie von Wendelstadt und Gräfin Ottonie von Degenfeld war seit Anfang des letzten Jahrhunderts einem Kreis von bedeutenden Dichtern, Denkern und Künstlern zweite Heimat geworden. Regelmäßig traf man sich zur Neubeurer Runde. Zu den regelmäßigen Besuchern auf Schloss Neubeuern zählten Hugo von Hoffmansthal, Eberhard von Bodenhausen, Rudolf Borchardt, Rudolf Alexander Schröder, Hans Carossa, Henry von Heiseler, Henry van der Velde und viele andere.
„Könnten Mauern sprechen”, schreibt Carl J. Burckhardt, „welche Fülle von hoher Rede und Widerrede wäre im Neubeurer Schloss und in dem Jagdhaus Hinterhör erklungen! Ein Zauber lag über jenem Ort ausgebreitet – dieser Mittelpunkt hieß Neubeuern.”