Die Steinhauer
Die Steinhauer im oberen Inntal – Mittelalterliche Mühlsteinbrüche zwischen Neubeuern, Oberaudof und Brannenburg
Neubeuern, Nußdorf, Brannenburg – die Geschichte der Mühlsteinproduktion im oberbayerischen Inntal ist nun grundlegend erforscht. Mühlsteine waren einst kostbare Werkzeuge zur Nahrungsmittelherstellung, trotzdem war ihre Herkunft in der Forschung bislang nicht bearbeitet.
Durch die Ausgrabung einer Mühle des 8. Jahrhunderts bei Dasing (Lkr. Aichach-Friedberg) stieß ein Wissenschaftler auf die Frage: Woher bezog der Müller seine Mahlsteine? Seine Nachforschungen brachten ihn ins Inntal und der Region einen soliden Grundstock für eine weitere Attraktion. Prof. Dr. Wolfgang Czysz [gesprochen: Tschech], Archäologe und ehemaliger Leiter der Dienststelle Thierhaupten des Bayer. Landesamts für Denkmalpflege, hat sich lange zusammen mit Kollegen und hochmodernen technischen Hilfsmitteln mit dem Thema auseinandergesetzt, das angestaute Wissen in einem Buch zusammengefasst und in einer Broschüre der Reihe „Streifzüge” komprimiert.
Ausgehend von den Mühlsteinbrüchen bei Altenbeuern und ihrer Geschichte, die sich vom 8. Jahrhundert bis zum Tod des letzten Mühlsteinbruchbesitzers im Jahr 1854 verfolgen lässt, soll der Mühlsteinabbau in über 10 Stationen mit bemerkenswerten Geländedenkmälern zwischen Neubeuern und Nußdorf a.Inn, Oberaudorf, Flintsbach, Degerndorf und Litzldorf wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.
Die Brannenburger Steinbruchunternehmen A. Feicht, H. Huber und J. Schwaiger (Grad) zeigen an Beispielen vor Ort Werkzeug und Technik der Steinbearbeitung. Die Nagelfluhsteinbrüche an der Biber arbeiten bis heute, weil historische Entwicklungen immer neue Verwendungsmöglichkeiten des Rohstoffs schufen: Der Uferausbau des Inn und die verbesserten Transportmöglichkeiten durch die Eisenbahn (Maximiliansbahn), aber auch neue Maschinen (Steinsägen und Druckluftwerkzeuge) verschafften den Steinhauern bis heute Arbeit und Brot. Dagegen führte die Erfindung der Stahlwalze (Walzenstuhl) in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem ersten „Mühlensterben“, das die Müllerei mit Mühlsteinen und damit auch den Mühlsteinabbau mit einem Schlag überflüssig machte.
Das dazugehörige Fachbuch und die Broschüre (siehe auch PDF unten) können in der Gästeinformation Neubeuern bestellt werden.